Zuhinterst in Gasterntal am Kanderfirn entspringt die Kander. Daneben entwässern diverse kleinere Gletscher wie der Balmhorngletscher und der Lötschegletscher über die Kander, Aare und Rhein in die Nordsee.
In eimem 1916 veröfentlichen Artikel über das Gasterntal im Magazin Die Berner Woche hatte ein Foto folgende Bildbeschreibung:
«Der im Wachsen begriffenen Kandergletscher. Aufgenommen vom sogenannten Heimritz aus.»
«Vom Gasterntal und von der Gasternpredigt», Die Berner Woche in Wort und Bild: ein Blatt für heimatliche Art und Kunst 1916, 6
Rückblickend betrachtet hat sich diese Prophezeiung nicht bewahrheitet. Wie fast alle Gletscher weltweit (WGMS, 2017) sind auch die Gletscher im Gasterntal auf dem Rückzug. Der Kanderfirn ist in den letzten Jahrzehnten bedeutend geschrumpft. In der Zeitperiode von 1850 bis 2010 hat der Kanderfirn (46.48° N, 7.80° E) bereits eine Fläche von 3.8 Quadratkilometer (-23.7%) verloren (M. Lutz und M. Brupbacher, Tagesanzeiger 2017), wobei die grösste Veränderung in den letzten Dekaden erfolgt ist. Dazu hat sich die Gletscherzunge in den letzten drei Jahrzehnten rund 500 m zurückgezogen (GLAMOS 2018). Der Rückgang wie auch der Volumenverlust im letzten Jahrzehnt ist eindrücklich mit Vorher-Nachher-Bildvergleiche unter gletschervergleiche.ch für den Kanderfirn wie auch für weitere Gletscher in den Alpen abgebildet.
Abbildung: Karte der Blümlisalp- und Doldenhorn-Gruppe von 1850, auf welchem der Kanderfirn noch weit ins Gasterntal reicht. Wie in der Karte eingezeichnet, wird der Kanderfirn in seinem untersten Abschnitt auch Alpetligletscher genannt (J. R. Stengel, 1850).
In der Abbildung oben mit der Karte von 1850 ist ersichtlich, dass der Kanderfirn mitte des 19. Jahrhunderts noch weit ins Gasterntal hinunter kam. Dies kann auch von H. B. George bezeugt werden, welcher den Eisfall am Kanderfirn beschreibt:
“Neither the one nor the other however last very long : a couple of hours from the bridge more than suffice to land one on the edge of the glacier, just above the magnificent ice-fall, which unaccountably dwindles into the narrow tongue of ice designated on the map the Alpetli glacier.”
Übersetzung
Übersetzung
«Weder das eine noch das andere dauert jedoch sehr lange: ein paar Stunden von der Brücke aus reichen mehr als aus, um am Rand des Gletschers zu landen, direkt über dem herrlichen Eisfall, der unerklärlicherweise in der schmalen Eiszunge verschwindet, welche auf der Karte als Alpetli-Gletscher bezeichnet wird.»
H.B. George, The Oberland and its Glaciers, London: Bennett, 1866
Abbildungen: Kanderfirn aufgenommen von der Altels (J. Beck, ca. 1880), Blick ins obere Gasterntal mit dem Kanderfirn im Hintergrund (L. Wehrli, 1910) und Aussicht vom alten Gletscherboden in Richtung Gletscher (H. Anker, 1920).
Abbildung: Kanderfirn auf dem Rückzug – jährliche Veränderung der Länge von 1970 bis 2018 (GLAMOS 2018).
In der Karte oben sehen Sie die Gletscherausdehung für den Kanderfirn seit 1850. Die Ausdehnung für 1850 wurde nachträglich rekonstruiert, die Ausdehnung für 1973, 2010, und 2016 wurde aus Luftbildern abgeleitet. Unten dokumentieren neuere Bilder den Gletscherrückgang.
Abbildungen: Luftbilder nach Nordosten auf den Kanderfirn (Swissair Photo AG, 1962 und Swissair Photo AG, 1997) sowie Foto in Richtung Kanderfirn, aufgenommen 2007 oberhalb der Gefelalp.